Wohin mit dem Chiquita Aufkleber auf der Banane? Er ist nicht kompostierbar und mit Farben gedruckt, die nicht lebensmittelecht sind. Wer ihn achtlos an der Schale lässt und in die Biotonne wirft, hat möglicherweise schon verloren. Denn genau solche Kleinigkeiten führen heute dazu, dass Bürger sich fühlen, als würden sie eine Prüfung bestehen müssen,.
Der Verwaltungswille zur Ordnung
Immer mehr Städte gehen neue Wege, um ihre Vorstellungen von richtiger Mülltrennung durchzusetzen. Mülltonnen werden fotografiert. Tonnen werden geöffnet. Tonnen werden zurückgelassen, wenn der Inhalt nicht gefällt. Ab einem Fremdstoffanteil von drei Prozent gilt die Biotonne als fehlbefüllt. Dann bleibt sie stehen. Zusätzlich drohen Bußgelder mit maximal bis 2.500 € für Biomüll-Verstöße, in Extremfällen höher.
Die Botschaft ist eindeutig. Hier soll Disziplin herrschen. Und wer sich nicht anpasst, zahlt.
Das Gefühl der Bevormundung
Heute mischen sich Behörden ein und entscheiden, ob der Apfelbutzen richtig liegt oder der Deckel des Jogurtbechers falsch getrennt wurde. Menschen, die ihr Leben lang ordentlich gehandelt haben, fühlen sich plötzlich wie Verdächtige. Sie fragen sich, warum ausgerechnet bei ihnen Härte gezeigt wird, während Chaos im Stadtbild geduldet wird.
In Höfen, Treppenhäusern und Gemeinschaftsanlagen entstehen Spannungen. Der eine sortiert nach. Der andere beschwert sich. Wieder ein anderer beobachtet, wer wann was einwarf. Die Hausverwaltung mischt sich ein und bestellt Kontrollen. Es entstehen Situationen, die früher niemand für möglich gehalten hätte. Ein Land, das einst stolz auf seine Recyclingquote war, wirkt nun überdreht. Schon ein falsch entsorgter Aufkleber kann Auslöser für Ärger werden. Menschen fühlen sich nicht unterstützt, sondern geprüft. Der Müll wird zum Spiegel für das größere Unbehagen. Zu viel Regulierung und zu wenig Vertrauen.
Hier geht es zum Mülltrennungsquiz.
(Kaum jemand liegt bei allen Fragen richtig.)



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