Rezension: Indonesien 1965/66
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Rezension: Indonesien 1965/66

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Wenn es ein Buch zu einem Thema gibt von dem ich absolut keine Ahnung habe, dann trifft das auf diesen Titel von Peter Priskil zu: Vom Schlachthaus zum Power House des Westens. Anders als der Vietnamkrieg haben die zur selben Zeit statt findenden Ereignisse in Indonesien keinen Eingang in die Popkultur gefunden. Es war eine verdeckte Operation und blieb es mehr oder weniger bis heute, denn die Medien haben sie weitgehend totgeschwiegen. Es ist genau dieser Punkt, der mein Interesse geweckt hat. Damals gab es kein Internet, keine sozialen Netzwerke, keine Smartphones mit brauchbaren Kameras, nur teures Equipment, mit dem nur Fachleute umzugehen verstanden. Und wenn dann doch einmal Bilder aus Kriegsgebieten um die Welt gingen, wie das berühmte „Napalm Girl“ Foto aus dem Vietnamkrieg, dann nur, wenn die großen Medien das so wollten.

Ich muss zugeben, die Fakten haben mich erschlagen, denn diese Dichte an Informationen auf mehr als 300 Seiten bin ich in Zeiten des Internets nicht mehr so gewöhnt. Hier hat jemand seine Recherche nicht über das Netz zusammengeklickt und ein paar Links als Quellenangaben per Copy und Paste eingefügt, nicht den Text mit der inzwischen allgegenwärtigen KI geschönt, sondern das Ergebnis purer Handarbeit hinterlassen und die Eindrücke noch selbst vor Ort gesammelt. Priskil schreibt nicht nüchtern, dokumentarisch, akademisch, ideologiefrei, sondern klar erkennbar aus linker, antifaschistischer Perspektive, die aber so gar nichts mit dem Gebrüll heutiger Linker oder der sogenannten Antifa gemein hat, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn die aktuelle Regierungspolitik Schützenhilfe von Straßenbanden benötigt, wo sie sich (noch) fein ist, selbst zu zuschlagen. Für manche seiner Überlegungen, etwa zur Einfachheit der indonesischen Sprache, würde man dem Autor glattweg Rassismus unterstellen und ganz klar rechts einordnen.

Dieser kleine Exkurs soll verdeutlichen, daß sich die indonesische Sprache schwerlich dazu eignet, komplexe Zusammenhänge und logische Verknüpfungen adäquat wiederzugeben, und ich stellte mir schon damals die Frage, inwiefern ihr Gebrauch das Denken affiziert, also für eine gewisse Naivität oder gedankliche Schwerfälligkeit bis Unbeholfenheit verantwortlich ist. Meines Wissens gibt es keinen indonesischen Nobelpreisträger für Literatur…

Seite 14

Und so liest sich das Buch Seite für Seite mit jede Menge eingeschobenen Informationen, die manchmal etwas überfrachtet erscheinen, aber andererseits den Stoff lebendig erhalten. Der Begriff Jakarta-Methode ist, wie ich zugeben muss, bislang an mir vorbeigegangen, ohne im Gedächtnis hängen zu bleiben. Sie beschreibt eine „geheime, international angewandte Strategie zur systematischen Vernichtung politischer Gegner – insbesondere Kommunisten oder als kommunistisch eingestufte Personen – während des Kalten Krieges, vor allem unter Einfluss der USA“ wie ich schnell im Web nachschlagen konnte. Was das im Einzelnen bedeutet, erfährt man bei der weiteren Lektüre über das massenhafte Schlachten, wozu auch die unvermeidliche deutsche Beihilfe gehört.

Was mich beim Lesen beschäftigt, ist der Bezug zu heute. „Wir“ wissen heute alles über andere Völkermorde, speziell über die zwölf dunklen Jahre, die als bestens dokumentiert gelten, aber nichts über diejenigen Kapitel, die die Vorherrschaft des „westlichen Bündnisses“, sprich: USA, bis heute gesichert haben. Die Medien funktionieren im Grunde immer noch so wie damals. Unerwünschte Bilder und Videos aus Gaza werden umgedeutet, verboten oder einfach zu FakeNews erklärt und das von beiden Seiten, dass keiner mehr weiß, was sich wirklich ereignet hat. Und von gewissen Schauplätzen auf dem afrikanischen Kontinent drängt gar nichts an die Öffentlichkeit, obwohl Mobiltelefone selbst im tiefsten Dschungel verfügbar sind, bleibt das Ausmaß islamischer Schlachtereien an den immer kleiner werdenden Christengemeinschaften verborgen. Dies ist noch ein weiterer Punkt in Priskils Werk, denn er spart den Islam nicht aus in seiner Kritik, wie es Linke, Grüne, SPD und sogar die Unionsparteien praktizieren.

Indonesien, bisher ein weißes Gebiet auf meiner politischen Landkarte hat nun Farbe bekommen und ist zu einem dunkelroten Fleck geworden.

Indonesien 1965/66Vom Schlachthaus zum Power House des Westblocks

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