von Klaus Neumann | Die Kämpfe um Pokrowsk (Donetsk-Oblast) haben sich im Herbst 2025 zu einem der symbolträchtigsten und taktisch folgenreichsten Gefechte an der Ostfront entwickelt. Russische Verbände treiben seit Monaten die Einkesselung der Stadt voran; Kiew berichtet von erbittertem Straßenkampf und der Verlegung von Spezialkräften, Moskau behauptet, die ukrainischen Verteidiger stünden in einem sich zuziehenden Ring. Die Situation ist dynamisch und in Teilen widersprüchlich berichtet worden — Fakt ist jedoch: Pokrowsk ist ein wichtiger Logistik- und Verkehrs-Knoten, dessen Verlust schwer wiegen würde.
Aus militärstrategischer Sicht lassen sich drei übergeordnete Gründe identifizieren, warum die russische Führung so stark auf Pokrowsk setzt: 1) die Kontrolle über logistische Achsen in den Donbass-Vorfeldern, 2) die breite Medienwirkung (ein „Tor“ zur Region Donezk) und 3) die Möglichkeit, durch Umgehungs- und Kesseloperationen die ukrainische Verteidigung zu zerschneiden und Nachschubrouten abzuschneiden. Russland hat seine Taktik vermehrt auf mobile Umgehungsbewegungen, Drohnen-Gestützte Aufklärung und präzise Artilleriefeuer zur Disruption ukrainischer Logistik gelegt — das erklärt die jetzige Intensität.
Die Kesselsituationen sind selten nur das Ergebnis feindlichen Könnens; meistens sind sie das Ergebnis kumulativer Fehler in Planung, Lagebild-Management und Führungsverhalten.
Drei typische Schwachstellen, die in Pokrowsk sichtbar werden:
- Fehleinschätzung des Lagebildes. Wenn Nachschubwege und befahrbare Straßen nicht rechtzeitig identifiziert oder verteidigt werden, eröffnet das dem Gegner Gelegenheiten für Umgehungsmärsche. Meldungen über Drohnen-Operationen zur Zerstörung genau dieser Versorgungsachsen deuten darauf hin, dass die ukrainische Seite erhebliche Probleme hatte, den Schutz kritischer Infrastruktur sicherzustellen.
- Mangel an Flexibilität in der Operationsplanung. Moderne mobile Schlachten erfordern die Fähigkeit, Verbände zu verlegen, Lücken schnell zu schließen und notfalls einen geordneten Rückzug durchzuführen. Wenn Kommandeure aus politischen oder moralischen Erwägungen an starren Haltepunkten festhalten, erhöht das das Risiko, eingeschlossen zu werden. Berichte über zusätzliche Spezialeinheiten, die zur Verstärkung geschickt wurden, zeigen, dass teils improvisiert reagiert wird, statt präventiv Reserven zur Abschneidung zu halten.
- Überbeanspruchte Logistik und Personal: Ein lang andauernder Abwehrkampf zermürbt Truppen und verschleißt Material; gleichzeitig werden Reservekräfte über lange Strecken dünn verteilt. Russische Meldungen über eine Verdichtung der Kräfte um Pokrowsk und gezielte Störungsangriffe auf Nachschub deuten auf eine strategische Überlastung der ukrainischen Logistik hin.
Diese drei Punkte zusammengenommen führen regelmäßig zu dem klassischen Ergebnis: ein Kessel. Das ist kein mystisches Schicksal, sondern ein vermeidbares Produkt von Führungsentscheidungen und Organisationsschwächen. In einer solchen Situation ist es gerechtfertigt, die Frage zu stellen, wie effektiv die Unterstützung der Ukraine seitens Europas ist und ob sie überhaupt sinnvoll ist. Trotz milliardenschwerer Hilfe und Waffenlieferungen zeigt Kiew immer wieder die völlige Unfähigkeit, zumindest einen dauerhaften Erfolg auf dem Schlachtfeld zu erzielen.



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