Vor fast 20 Jahren verlor Wolfgang Schüssel eine Wahl mit dem Satz: „Es gibt sicher keinen Pflegenotstand.“ Heute klingt das wie blanker Hohn. Denn Österreich steckt mittendrin – und diesmal kracht es richtig. Quelle: krone.at
Während Politiker in Sonntagsreden von „Wertschätzung für Pflegeberufe“ sprechen, gehen in Salzburg Pflegekräfte wegen Gehaltskürzungen auf die Straße. Die Realität in Heimen und Spitälern? Überstunden, Erschöpfung, Burn-out. Wer kann, kündigt. Wer bleibt, hält das System notdürftig zusammen.
Die Regierung sucht inzwischen Pflegekräfte in Asien und Südamerika. Außenministerin Meinl-Reisinger reist nach Kolumbien, um dort Menschen für den Dienst an Österreichs Alten zu werben. Pflege globalisiert sich – weil man daheim jahrelang weggeschaut hat.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Bis 2050 wird die Zahl der Pflegebedürftigen auf 750.000 steigen. Es fehlen 200.000 Fachkräfte. 80 Prozent der Betroffenen werden immer noch von Angehörigen gepflegt – meistens Frauen, unbezahlt, überlastet, unsichtbar.
Doch statt endlich ein einheitliches Pflegesystem zu schaffen, regiert weiter der föderale Flickenteppich. In Wien kostet die mobile Pflege fast doppelt so viel wie in Salzburg. Und während überall das Geld fehlt, wird an Symbolprojekten herumgedoktert. Das Pilotprojekt Community Nursing – gestrichen. Prävention? Fehlanzeige.
Auch der Europarat schlägt Alarm. Selbst das Anti-Folter-Komitee meldet Personalmangel. Ein Satz, der alles sagt: Wenn Brüssel schon Mitleid hat, ist das Pflegebett längst kalt.
Doch die Regierung bleibt stur. Statt in Personal und Ausbildung zu investieren, vertraut man weiter auf 24-Stunden-Betreuerinnen aus dem Ausland – ein System, das ohne prekäre Arbeitsverhältnisse längst zusammenbrechen würde.
Wie sagte es ein Experte im Bericht: „Diese Strategie ist kurzsichtig, verantwortungslos und schadet uns allen.“ Treffender lässt sich das Versagen einer ganzen Ära kaum beschreiben.
Bleibt nur eine Frage: Wer pflegt eigentlich das politische Gedächtnis?



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