Die Europäische Zentralbank warnt einmal mehr vor Turbulenzen – doch zwischen den Zeilen wird deutlich, wie brüchig das europäische Finanzgebäude inzwischen geworden ist. Laut einer aktuellen Meldung bleiben die Risiken für die Finanzstabilität „erhöht“. Überraschung? Wohl kaum – wenn man bedenkt, dass die EU im Dauerstress zwischen geopolitischen Konflikten, neuen Zöllen und hausgemachten Fehlentscheidungen steckt.
Während die Aktienmärkte künstlich aufgepumpt auf Rekordständen schweben, sieht die EZB selbst die Gefahr abrupter Kursstürze. Zu viel Fantasie, zu wenig Fundament – besonders bei den großen Tech-Konzernen, deren Bewertung längst nichts mehr mit realer Wertschöpfung zu tun hat. Ein paar schlechte Nachrichten, und das Kartenhaus könnte fallen. Auch Hedgefonds sitzen laut EZB auf fragilen Konstruktionen aus Leverage und Intransparenz, die im Ernstfall wie Brandbeschleuniger wirken.
Dazu kommt der nächste Elefant im Raum: Die Staatsfinanzen vieler Industrieländer sind völlig aus dem Ruder gelaufen. Immer mehr Schulden, immer höhere Ausgaben, immer geringere Spielräume. Im Euroraum droht ein gefährlicher Mix aus steigenden Verteidigungsausgaben, Demografieproblemen und anhaltend schwacher Produktivität. Selbst die EZB muss eingestehen, dass schwache Haushalte und externe Schocks das Vertrauen der Investoren jederzeit erschüttern können.
Auch Unternehmen und Haushalte sind laut Bericht anfällig – besonders jene Branchen, die von den neuen Zöllen getroffen werden. Wenn entlassungen folgen, geraten auch die privaten Haushalte unter Druck. Das wiederum schlägt direkt auf die Banken durch. Zwar betont die EZB deren Robustheit, doch gleichzeitig warnt sie vor Risiken durch Kredite an tarifempfindliche Firmen und ihre zunehmende Abhängigkeit von nicht regulierten Finanzakteuren.
Die EZB fordert nun mehr Regulierung für den wachsenden Nichtbanken-Sektor – ausgerechnet jene Schattenfinanzwelt, die lange ignoriert wurde, solange sie die Illusion stabiler Märkte stützte. Jetzt wird sie plötzlich zum Problem erklärt.
Wenn selbst die Zentralbank schon so offen von „erhöhten Risiken“ spricht, darf man sich fragen, wie es wirklich hinter den Kulissen aussieht.



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