Wenn Medien vor „Christfluencern“ warnen – statt vor Messerdschihadisten und Co.
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Wenn Medien vor „Christfluencern“ warnen – statt vor Messerdschihadisten und Co.

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Der Schweizer Blick liefert den jüngsten Beweis dafür, wie zuverlässig große Medien ihre Prioritäten setzen: Während Messerattacken, islamistische Gefährder und importierte Gewalt zum täglichen Nachrichtenbild gehören, widmet man sich dort lieber einem angeblichen „neuen Feindbild“: christlichen Influencern. Ausgerechnet „Christfluencer“ sollen eine Gefahr darstellen – junge Leute mit Bibel in Pastellfarben, Kaffee am Tisch und klaren moralischen Ansagen. Der Blick konstruiert einen Trend, warnt vor einer „rechten Welle“ und präsentiert es als gesellschaftliche Bedrohung, dass Menschen überhaupt christliche Inhalte teilen. Das alles wird mit einer Ernsthaftigkeit vorgetragen, die man sonst nur dann sieht, wenn Redaktionen versuchen, ein Nischenthema künstlich aufzublasen, um Klicks zu generieren.

Das Sonntagsblatt geht noch einen Schritt weiter und liefert eine Art theologisches Dossier gegen zwei Influencerinnen: Jana Highholder und Jasmin Neubauer. Dort wird seitenlang analysiert, warum junge Frauen, die an die Bibel glauben, plötzlich gemeingefährlich sein sollen. Man diagnostiziert gleich ein ganzes Störungsbild: „Fundamentalismus“, „Patriarchat“, „Demokratiefeindlichkeit“. Als Kronzeugen dienen Funktionäre aus kirchlichen Behörden, die sich schon lange von der eigenen Basis entfremdet haben und jeden misstrauisch beäugen, der sich zu traditionell-christlichen Werten bekennt. Dass die beiden Influencerinnen einfach nur sagen, was in der Bibel steht, reicht offenbar aus, um sie in die Nähe der AfD zu rücken. Wer heute öffentlich meint, es gebe zwei Geschlechter oder dass Familie etwas mit Vater und Mutter zu tun habe, landet automatisch im Verdachtsregister der „Rechten“.

Es wirkt fast grotesk: Während die Realität draußen brennt, während sich Menschen in vielen Städten nicht mehr sicher fühlen, während Polizei und Rettungskräfte über eskalierende Gewalt klagen, nutzen Medien ihre Energie dafür, christliche Frauen mit Bibelzitaten als „Gefahr für die Demokratie“ zu brandmarken. Besonders absurd: Die kirchliche Medienlandschaft selbst, die seit Jahren darum kämpft, überhaupt noch Relevanz zu haben, beschwert sich plötzlich darüber, dass ausgerechnet junge, authentische Christinnen Reichweite bekommen, die keine weichgespülte Wohlfühlbotschaft verbreiten, sondern klare Ansagen machen. Genau das, was die Kirchen seit Jahrzehnten nicht mehr hinbekommen.

Wenn Medien warnen, dann immer laut, hysterisch und selektiv. Bei echten Gefahren herrscht Schweigen, bei Bibelversen schrillen die Alarmglocken. Die BLICK-Story und der Sonntagsblatt-Text zeigen das immer gleiche Muster: Ablenkung. Man lenkt von den Missständen ab, die die Gesellschaft wirklich bedrohen, und präsentiert harmlose Influencer als Problem – weil man sich nicht traut, die wahren Ursachen zu benennen. Die Botschaft ist klar: Ein Messer in der Fußgängerzone darf man nicht überbewerten, aber ein Instagram-Post über traditionelle Werte muss unbedingt auf die Titelseite. Und danach dann hinter die Bezahlschranke, damit nicht gleich jeder merkt, wie beschränkt die Story ist.

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