„Krüppel gegen Rechts“ – wenn moralische Selbstermächtigung jede Grenze sprengt
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„Krüppel gegen Rechts“ – wenn moralische Selbstermächtigung jede Grenze sprengt

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In Kassel warnt eine Gruppe mit dem provokanten Namen „Krüppel gegen Rechts“ vor der Alternative für Deutschland. Ihre These: Sollte die AfD politischen Einfluss gewinnen, würden Menschen mit Behinderungen aus dem gesellschaftlichen Leben „verschwinden“. Belege dafür? Fehlanzeige. Dafür viel Pathos, historische Anspielungen – und ein bewusst gewähltes Schockvokabular.

Die Aktivisten erklären, sie hätten den Begriff „Krüppel“ bewusst zurückerobert. Ein Schimpfwort, das jahrzehntelang für Ausgrenzung und Entmenschlichung stand, soll nun als moralische Waffe im politischen Kampf dienen. Kritiker sehen darin weniger Selbstermächtigung als vielmehr eine gezielte Provokation, die jede sachliche Debatte unmöglich macht.

Genau hier setzt der Publizist Roger Letsch an. In seinem Kommentar beschreibt er diese Sprachstrategie als symptomatisch für eine neue linke Doppelmoral: Wörter gelten plötzlich als erlaubt oder verboten – je nachdem, wer sie benutzt und für welches politische Ziel. Was früher als menschenverachtend galt, wird heute salonfähig, solange es „gegen Rechts“ gerichtet ist.

Letsch kritisiert vor allem den moralischen Freifahrtschein, den sich solche Initiativen selbst ausstellen. Wer sich auf der „richtigen Seite“ wähnt, darf beleidigen, überzeichnen und diffamieren – ohne Widerspruch zu dulden. Die eigentliche Botschaft sei dabei zweitrangig. Entscheidend sei die mediale Wirkung und die demonstrative Abgrenzung vom politischen Gegner.

Während die Gruppe der AfD unterstellt, Menschen mit Behinderungen aus der Gesellschaft drängen zu wollen, bleibt unbeantwortet, warum ausgerechnet aggressive Sprache und moralische Erpressung der richtige Weg sein sollen, um Inklusion zu fördern. Der Vorwurf der „neuen Menschenverachtung“, den die Aktivisten erheben, fällt damit auf sie selbst zurück.

Am Ende steht weniger Aufklärung als vielmehr ein weiteres Beispiel dafür, wie politische Debatten in Deutschland zunehmend entgleisen: Emotional, radikalisiert und sprachlich verroht – stets im Namen des Guten. Wer widerspricht, gilt automatisch als verdächtig. Genau das ist es, wovor man eigentlich warnen müsste.

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