Die kleine zentralasiatische Republik Kirgisistan macht ernst mit der bargeldlosen Gesellschaft. Laut einem Bericht von The WinePress hat die Regierung beschlossen, dass künftig alle Zahlungen nur noch per Karte oder QR-Codeerlaubt sind. Bargeld – ob im Supermarkt, Restaurant oder Café – wird abgeschafft.
Die Maßnahme ist Teil einer Reform des Steuer- und Finanzsystems. Offiziell geht es um „Transparenz der Einkommen“ und den Kampf gegen die Schattenwirtschaft. Jede Transaktion soll künftig automatisch erfasst und analysiert werden. Nur in abgelegenen Regionen mit schwacher Internetabdeckung darf vorübergehend noch bar gezahlt werden.
Laut Regierungsdekret müssen nun alle Betriebe POS-Terminals installieren oder sich an Online-Zahlungssysteme anschließen. Die Steuerbehörde und die Nationalbank übernehmen die Kontrolle. Strafen und Bußgelder sollen künftig vollautomatisch berechnet und verhängt werden – ohne menschliche Prüfer.
Schon seit Ende Oktober gilt außerdem ein neues Arbeitsgesetz: Arbeitgeber müssen Löhne ausschließlich auf digitale Konten überweisen. Selbst Steuerzahlungen sind nur noch per Überweisung oder digitalem Guthaben möglich. Die Einführung des bargeldlosen Systems soll den Staat in die Lage versetzen, „finanzielle Ströme in Echtzeit zu überwachen“.
Die Nationalbank hatte zuvor alle Gebühren für elektronische Transfers abgeschafft – angeblich, um die Akzeptanz zu erhöhen. Seither hat sich die Zahl der QR-Zahlungen vervielfacht. Über 87 Millionen Transaktionen wurden laut Behörden bis Mai 2025 registriert. Der Staat freut sich über neue „Transparenzrekorde“: Kein Geld mehr „aus dem Schatten“, keine anonymen Zahlungen mehr.
Kritiker sehen darin jedoch den nächsten Schritt zur totalen Überwachung. Wenn jede Zahlung aufgezeichnet wird, ist auch jeder Bürger vollständig nachvollziehbar. Der Autor von The WinePress spricht von einer globalen Entwicklung hin zu digitaler Kontrolle, Tokenisierung und Sozialkredit-Systemen – von China über Europa bis in die USA.
Wer künftig kein digitales Zahlungsmittel nutzt, ist in Kirgisistan praktisch vom Wirtschaftsleben ausgeschlossen. Die Begründung klingt vertraut: Es gehe um Effizienz, Sicherheit und Steuergerechtigkeit. Doch der Preis ist hoch – die völlige Aufgabe von Anonymität und Bargeldfreiheit.
Wie lange dauert es, bis diese „Zukunft“ auch bei uns an die Tür klopft?


