Der neue Hebammenhilfevertrag ist seit dem 1. November 2025 in Kraft – und die Folgen sind bereits spürbar. Freiberufliche Dienst- und Beleghebammen werfen reihenweise hin. Was politisch als „Verbesserung“ verkauft wurde, entpuppt sich in der Praxis als massiver Einschnitt in Einkommen, Arbeitsbedingungen und Versorgungssicherheit. Quelle: openPetition.de.
Konkret bedeutet der neue Vertrag für viele Hebammen Einkommensverluste von bis zu 30 Prozent. Statt des geplanten Stundenlohns werden nur noch 80 Prozent gezahlt. Wer im Klinikalltag – wie üblich – mehr als eine Gebärende gleichzeitig betreut, erhält für die zweite oder dritte Frau lediglich 30 Prozent des bereits gekürzten Lohns. Nacht- und Wochenendzuschläge werden abgesenkt, Bereitschaftszeiten bleiben weiterhin unbezahlt. Verantwortung hoch, Vergütung runter – ein Modell mit Ansage zum Scheitern.
Besonders betroffen ist das sogenannte Dienstbelegsystem, das rund ein Viertel aller Geburten in Deutschland abdeckt. Gerade dieses System steht für bessere Betreuungsschlüssel, Kontinuität und persönliche Begleitung. Genau das, was Politik und Ministerien seit Jahren in Sonntagsreden fordern, wird nun finanziell demontiert. Wer zwei Frauen gleichzeitig betreut, wird bestraft. Wer Zeit braucht, verliert Geld. Wer bleibt, zahlt drauf.
Die Folgen treffen nicht nur Hebammen, sondern vor allem werdende Eltern. Weniger Hebammen bedeuten weniger Wahlfreiheit, mehr Stress, schlechtere Betreuung und höhere Risiken bei der Geburt. Der ohnehin dramatische Hebammenmangel verschärft sich weiter – besonders in ländlichen Regionen. Während Aktionspläne zur „Gesundheit rund um die Geburt“ verkündet werden, sorgt der neue Vertrag für das genaue Gegenteil.
Selbst innerhalb der Hebammenschaft ist der Streit groß. Während einige außerklinisch tätige oder in der Nachsorge arbeitende Hebammen von höheren Pauschalen profitieren, geraten Dienst- und Beleghebammen massiv unter Druck. Der Vertrag spaltet einen Berufsstand, der ohnehin am Limit arbeitet. Gewinner und Verlierer werden bewusst in Kauf genommen.
Dass die Politik diese Entwicklung zulässt, ist ein gesundheitspolitischer Offenbarungseid. Geburtshilfe ist kein Sparprojekt und keine Rechenübung. Sie ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Grundversorgung – und entscheidet über den Start ins Leben.
Noch gibt es Widerstand. Eine Petition fordert die Rücknahme oder grundlegende Überarbeitung des Hebammenhilfevertrags und richtet sich an den GKV-Spitzenverband sowie das Bundesgesundheitsministerium. Hunderttausende haben bereits unterschrieben.
Wer will, dass Geburtshilfe in Deutschland sicher, persönlich und menschenwürdig bleibt, sollte jetzt handeln.
Unterzeichnen Sie die Petition gegen den neuen Hebammenhilfevertrag:
https://www.openpetition.de/!neinzumhebammenhilfevertrag



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